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Mittwoch, 20.07.22 13:40

Para Sport - „Hessische Nachwuchs-Judoka mit Sehbehinderung oder Blindheit kehren erneut als erfolgreichstes Judo Team Europas zurück“


Quelle: P. Korn

In der Woche vom 27. Juni bis zum 4. Juli fanden in Finnland die „European Para Youth Games“ statt. Es begegneten sich insgesamt 29 Delegationen aus ganz Europa, um sich in den verschiedensten paralympischen Sportarten zu messen, darunter auch die paralympische Disziplin Judo für Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit (Para Judo). Für den Para Judo Nachwuchsbereich (15 bis 21 Jahre) stellte dieses Event die Europameisterschaften dar. In diesem Jahr wurden nur Einzelwettkämpfe veranstaltet, die nach 2019 zum wiederholten Male im finnischen Paralympic-Zentrum Pajulahti ausgetragen wurden.

 

Die Abordnung des Deutscher Behindertensportverband (DBS) bestand aus 8 Judoka, alle samt das erste Mal auf internationaler Bühne unterwegs, sieben von ihnen aus dem Landesverband Hessen (HBRS/ HJV) und einem aus dem Landesverband Bayern (BVS).

 

Die hessischen Kämpferinnen und Kämpfer gehen alle auf die Carl-Strehl-Schule der Blindenstudienanstalt (blista) in Marburg, an der sie als „Schule des paralympischen Leistungssports“ sowohl ihre schulische Ausbildung machen, als auch als Internatsschüler*innen Para Leistungssport betreiben können. An der blista betreibt der Hessische Behinderten- und Rehabilitationssportverband (HBRS) auch ein paralympisches Trainingszentrum, so dass es nicht verwundert, dass hier besonders viele junge Talente gesichtet und zielorientiert für eine perspektivische Teilnahme an den Paralympischen Spiele aufgebaut werden können.

 

Der hessische Lehrertrainer Markus Zaumbrecher, der beim DBS auch für den bundesdeutschen Nachwuchs zuständig ist, hatte seine Judoka auf diese wichtige Europameisterschaft nicht nur mit seinem Trainerteam vorbereitet, sondern auch als Trainer und Pädagoge begleitet. Zusätzlich war die Bundestrainerin Carmen Bruckmann mit im deutschen Team, um auf der Basis fundierterer Eindrücke ggf. auch Athlet*innen für die Aufnahme in den Nachwuchskader nominieren zu können.

 

Milo Nowak erkämpfte sich als stark Sehbeeinträchtigter (J2) in der Gewichtsklasse bis 60kg durch gute Leistungen die Silbermedaille. Lukas Riedel und Béla Heinze, beide bis 73kg (J2) beide Vereinskameraden aus dem Paralympischen Nachwuchstrainingszentrum blista Marburg, konkurrierten in der Klasse der unter 18 jährigen um die Goldmedaille, die nach einem intensiven und relativ ausgewogenen Duell, letztendlich in der vierten Minute des „Golden Scores“ Heinze für sich sichern konnte. Das deutsche Team wurde noch durch drei weitere Junioren Europameistertitel belohnt - so erkämpften sich Leon Lange und Mathilda Maas, beide J2, und die blinde Lina Strötzel jeweils den obersten Platz auf dem Siegerpodest.

 

Der Münchner Samuel van Melle, der als Jüngster des Teams auch als Fahnenträger auserkoren wurde, war zugleich auch der leichteste Athlet des deutschen Nachwuchsteams. Das war nachteilbehaftet, da er in seiner Alters- und Gewichtsklasse gegen deutlich Schwerere antreten musste. Der variantenreiche Judoka konnte sich dennoch durch wirkungsvolle Techniken eine wohlverdiente Bronzemedaille erkämpfen.

 

Die nominierte Marburgerin Vanessa Wagner, mittlerweile als NK1 Athletin Mitglied der Damen Nationalmannschaft Para Judo, konnte leider ihrer Favoritenrolle nicht unter Beweis stellen, da sie kurzfristig die Reise nach Finnland nicht antreten konnte.

 

„Durch die gezeigten Leistungen konnten bereits jetzt vier der hessischen Newcomer für den Nachwuchskader gewonnen werden. Es ist noch viel zu tun, dennoch trägt die gute Nachwuchsarbeit ihre Früchte“, resümierte die Bundestrainerin Carmen Bruckmann zufrieden.    

 

„Da nahezu alle aus dem deutschen Team aus Hessen kommen, konnten wir fast geschlossen den Heimweg nach Marburg antreten. Wir haben dabei nicht nur 4 Europameister- und zwei Vizemeistertitel im Gepäck, sondern zum dritten Mal in Folge ist es gelungen, diese europäische Nachwuchsmeisterschaft als erfolgreichste Nation im Para Judo zu verlassen. Ich hoffe, dass wir diese gute Entwicklung in besonders schwer gewordenen Zeiten auch in Zukunft noch aufrecht halten können“, ergänzte der HBRS Landestrainer Markus Zaumbrecher. 

 

Autor: P. Korn