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Montag, 07.10.19 01:40

Wir wollen den Titel! - Interview mit Michael Feistle vor der Goalball Heim-EM

Im Interview mit Deutschlands "Nummer 1" im Goalball


Er ist unbestritten einer der besten Goalballer in Deutschland und mindestens internationale Klasse. Auf dem Rücken trägt er die Nummer 1 und er ist aktuell der Top-Goalgetter der Bundesliga: Marburger Goalball-Ass Michael Feistle. Wenige Tage vor der Heim-Europameisterschaft im Goalball in Rostock sprachen HBRS-Pressesprecher Sebastian Schiller und  Micha Feistle unter anderem über die Auswirkungen von Druck auf die sportliche Leistungsfähigkeit, das besondere vor heimischer Kulisse zu spielen und die Möglichkeit, sich nun endlich einen internationalen Titel zu holen.

 

Micha es ist soweit: Die Heim EM in Rostock steht unmittelbar bevor. Nimm uns doch gerne mit in diene Gefühlslage. Welches Gefühl herrscht aktuell in dir? Vorfreude? Spannung? Aufregung? Druck?

 

Aktuell bin ich voller Vorfreude auf die Heim-EM. Wir gehen zwar mit einem hohen Ziel in dieses Turnier, können aber auf der anderen Seite nichts verlieren. Die Teams, die das Ziel haben ,sich für Tokyo zu qualifizieren, werden viel mehr Druck verspüren, weil sie wissen, dass alles mit einem Schlag vorbei sein kann. Wir müssen uns natürlich an unserer Leistung messen lassen und wollen alles aus uns heraus holen und den Titel in Deutschland halten. Wir freuen uns alle sehr auf diese Herausforderung.



 Ihr habt das Jahr auf die EM hingearbeitet, immerwieder auch internationale Turniere mit der Nationalmannschaft bestritten, viele Lehrgänge zusammen gehabt und das finale Vorbereitungsturnier gewonnen...kann man denn besser vorbereitet sein?


Was die Vorbereitung angeht kommen wir jedes Jahr auf ein professionelleres Niveau durch die akribische Arbeit unserer Trainer Johannes Günther und Stefan Weil. Wir haben auch bei unseren Turnieren aufgezeigt bekommen, dass wir noch an Dingen arbeiten müssen. Aber gerade im körperlichen Bereich waren wir mit Sicherheit noch nie so fit wie in diesem Jahr. Dazu haben wir neben einem Videoanalysten und einer Physiotherapeutin nun auch einen Teampsychologen mit an Board. Ich glaube, dass gerade die Voraussetzungen abseits des Feldes sehr gut sind.



Sportlich gesehen seid ihr Vize-Weltmeister und werdet als Mit-Favorit gehandelt. Bedeutet das mehr Druck oder Motivation für euch?



Wir haben zwei Finals in Folge verloren. Bei beiden Turnieren war unser Ziel lediglich das Viertelfinale zu erreichen. Vielleicht hat in beiden Finals der letzte Motivationsschub gefehlt, den wir nun aber alle habe, weil unser Ziel ein anderes ist. Europameister wollen wir werden, wir müssen aber einen kühlen Kopf bewahren und unsere Leistung aufs Feld bringen, dann wird es für die anderen Top-Teams auch schwer uns zu schlagen. Wir sind nicht "satt" nach einem Finaleinzug sondern wollen das Ding holen!



Nach außen hin scheint das Ziel klar formuliert: ihr wollt den EM Titel oder? Wie stehen die Chancen deiner Meinung nach, sich diesen Traum zu erfüllen?

 


Ja, den wollen wir! Wir sind aber in einem Kreis von vielen Teams. Litauen, Ukraine, Türkei, Belgien eventuell auch Finnland, all diese Teams können vorne mitspielen und gerade in den K.-O.-Spielen werden Kleinigkeiten den Ausschlag geben. Es ist realistisch dieses Ziel zu erreichen aber es ist mit harter Arbeit verbunden, in insgesamt sieben Spielen. Das Finale ist am 13. Oktober, da feier ich meinen 27. Geburtstag und der Titel wäre das beste Geschenk, was ich je bekommen kann und dafür werden wir alle alles geben!



 Es ist ja bekanntlich eine Heim-EM vor eurer Kulisse mit sicherlich viel Unterstützung, welchen Unterschied macht das für euch/wie beeinflusst es euch?



 Für alle von uns wird diese EM eine andere Dimension haben. Sonst wusste man nur, dass Familie, Freunde, Supporter "nur" am Livestream zusehen, nun sind sie in der Halle und können laut über unsere Treffer Jubeln. Im Vorfeld ist es schwierig zu sagen, wie sich das bemerkbar machen wird aber wir haben unterschiedliche Typen in der Mannschaft. Wir haben in Rio vo 12.000 Leuten gespielt, das war für mich ein sensationelles Gefühl. Wenn Familie und Freunde da sind, sollte das nochmal einen extra Motivationsschub geben. Letztenendes können wir das erst nach unserem Eröffnungsspiel gegen Spanien sagen, es ist irgendwo Motivation aber auch eine unbekannte Sache, wie es sich auswirken wird.

 

Ziel Tokio 2020. Ihr wart als erstes qualifiziert. Inwiefern ist die EM, wenn auch ohne Weltmeister Brasilien eine Standortbestimmung?

 

Die EM ist ein wichtiger Schritt auf unserer Reise nach Tokyo. Europa hat die höchste Leistungsdichte. Bei der WM waren unter den Top vier mit uns noch Belgien und Litauen. Beim Quali-Turnier für Tokyo wurde Litauen erster, die Türkei dritter, Tschechien vierter. Das sagt schon viel aus, wie eng es in Europa ist. Brasilien scheint gerade über allem zu stehen aber in Tokyo möchten wir auch sie angreifen und vielleicht im entscheidenden Spiel stürzen aber ersteinmal gilt unsere Konzentration auf die EM, da die Aufgaben schwer sind, kein Gegner unterschätzt werden darf und wir uns auf unsere Stärken fokussieren müssen.

 

Interview: Sebastian Schiller

Bild: © Oliver Kremer / DBS